Fotos:
G. Franz
G. Brückmann
Fotos: G. Franz G. Brückmann

Aufgebracht

Bea Meyer

03.07. - 18.10 2025

Dass die Welt in den Seilen hängt, würde Bea Meyer in ihren Arbeiten nie behaupten. Auch wenn der Titel der Ausstellung Bedarf an Selbstregulierung suggeriert. Meyer teilt eher die Freude an ihrer eigenen Weltwahrnehmung über subtile Narrative. Sie schildert mehr als dass sie behauptet. Für diese Ausstellung bringt sie die Serien Seilungen, Streuungen und Wortbilder zusammen. Aufgebracht. Weltzustand oder Innenperspektive? Vielleicht beschäftigt uns gerade beides gleichermaßen? Aufgebracht. Die Welt, der Mensch, das Gemüt, das Meer, die Kraft.

Meyer geht ambivalenten Phänomenen nach, feinen Narrativen neben dem Naheliegenden und Alltäglichen. Sie, Antiheroin, denkt in Dimensionen von Vertrautheit, Erleben und Erfahrung, hinterfragt trotz Verbundenheit kollektive Denkmuster. Meyer nutzt das Textile als universelles philosophisches Vokabular für ihre ganz eigenen Betrachtungen. Sie öffnet feine Assoziationsräume, erzeugt Gegenlesen. Das Textile, längst basaler Teil unserer Sprache, dient ihr als vertrautes gestalterisches Medium. Es beansprucht von sich aus keinen Raum, kein Volumen. Es ist nicht standfest. Es muss gehalten werden, getragen, gespannt, aufgeblasen, verbunden oder verknotet. Es kommt aus den Fasern zur Linearität, dem Wirken und Verweben zur Fläche, zum Volumen, zur Form.

M. Grzesiak, 2025